Ein architektonisches Schätzkästchen. Loket und seine „Stadtspitzen“ – die Burg, die Kirche Svatého Václav und der Turm des Rathauses. Foto: Stefan Rettinger

Loket / Elbogen Mittelalterliche Schönheit in barockem Kleid

„Der Schlüssel zum Königreich Böhmen“, „das böhmische Rothenburg“, „ein landschaftliches Kunstwerk“ – die Beinamen, die Loket (Elbogen) bekommen hat, künden von geschichtlicher Größe und einem Stadtbild voller Atmosphäre, mit malerischen Gässchen und reizvoller Umgebung. Und in der Tat: Die von der Eger umflossene Stadt erscheint wie der Inbegriff mittelalterlicher Romantik. Dabei war der einstige Königssitz über Jahrzehnte nur noch ein Schatten seiner selbst, bis das außergewöhnliche Engagement der Bürger die Stadt aus dem Dornröschenschlaf weckte.

Der Stadtname verweist auf eine markante Schleife, die der Fluss Eger hier in der Form eines Ellenbogens macht. Die Burg Elbogen wurde 1234 erstmals als königlich böhmische Grenzburg erwähnt und stieg gut ein Jahrhundert später zu einem Lieblingssitz des römischen Kaisers und böhmischen Königs Karl IV. auf. Von hier ritt er mit seinem Gefolge zur Jagd in die Umgebung aus und von hier gründete er auch Karlsbad. Die Burg wurde mehrfach verpfändet, 1437 an die Grafen von Schlick. Die Familie wohnte in Elbogen, besaß eine Silbermine in Joachimsthal (Jáchymov) und war daher im Besitz einer erheblichen Menge an Silbertalern, mit der sie versuchte, sich die Stadt anzueignen. Es kam zu einem Konflikt mit den Elbogenern, die sich gegen die Machtbestrebungen zur Wehr setzten. Nachdem eine von den Schlicks unterstützte Rebellion gegen die Habsburger niedergeschlagen wurde, verlor die Familie 1547 die Burg. Diese wurde zunächst an die Herren von Plauen verpfändet, 1598 jedoch ausgelöst. Seitdem befand sich die Burg mit kurzen Unterbrechungen ganze 370 Jahre lang im Besitz der Stadt. In den Jahren 1968 bis 1992 verfiel die Anlage zusehends. So auch die Altstadthäuser. Diese waren im Kern meist mittelalterlich und wurden später mit Barockfassaden überbaut, galten inzwischen jedoch als Sanierungsfall. 

Mit Hilfe eines tatkräftigen Bürgermeisters und engagierter Bürger gelang Loket nach der Samtenen Revolution von 1989 der Wandel. Rund 15 Jahre dauerte die Renovierung des historischen Zentrums. Auch wurde der Burgbesitz, der zwischenzeitlich über das ganze Land verteilt war, wieder zusammen getragen. Gut 20 Jahre lang dauerte es, bis ein großer Teil des Besitzes zurückgeholt war. Die Bekanntheit des Ortes wuchs derweil stetig an. Seit 2006 Loket neben Karlsbad Drehort für den James Bond-Film „Casino Royale“ war, besuchen pro Jahr mehr als 140.000 Gäste die Burg. Die Stadt hat es geschafft, sich als Touristenattraktion neu aufzustellen. Eine beachtliche Erfolgsgeschichte.

Spezial-Tipp: Burg Loket

Die 800 Jahre alte Burg erzählt eine bewegte Geschichte. Aufgrund politischer Zwistigkeiten wurde der spätere Kaiser Karl IV. hier im Alter von drei Jahren einige Monate in Gewahrsam genommen. Während seiner Regentschaft hielt sich Karl IV. oft auf Burg Loket auf und traf weitreichende Entscheidungen für das böhmische Reich, wovon die Kopien alter Urkunden im Rittersaal der Burg zeugen. Tausende Objekte, die staatlich enteignet worden waren, wurden in den Besitz der Stadt zurückgeholt. Präsentiert werden historisches Porzellan, Waffen, Egerländer Bauernmöbel und Sammlungen des ehemaligen Stadtmuseums. Zur Ausstellung zählt auch ein Teil des ältesten Meteoriten der Welt. Ein Highlight ist die in die Burg eingebaute Rotunde aus romanischer Zeit, die erst 1966 entdeckt und freigelegt wurde. Der nur 3,6 m breite Bau entstand im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts, ist also älter als die Burg selbst. Dies wirft noch immer Fragen nach der frühesten Besiedlung Lokets auf. Von der turmartigen Rotunde aus ist es nicht weit zu den Verliesen im Keller. Hier zeigt eine von Studierenden konzipierte Ausstellung Praktiken der so genannten „peinlichen Befragung“, sprich Foltermethoden, auf. Die Burg öffnet ab und an auch abends ihre Tore. In einem Saal mit kleiner Bühne und einer Bar finden Konzerte verschiedener Genres statt.

Kultur

Im Amphitheater an der Eger gehen hochkarätige Pop und Rock-Konzerte, aber auch Theater- und Opernaufführungen über die Bühne. Die Kulisse sucht ihresgleichen. Im Hintergrund ragt die Burg spektakulär auf einem Felssporn über der Eger auf. Unten genießt man am Abend bei stimmungsvoller Beleuchtung die Atmosphäre. 

Im Alten Rathaus am Marktplatz ist ein originelles Buchbindermuseum mit kunstvoll gestalteten Werken und historischem Inventar untergebracht.

Ein Museum der Karlsbader Trinkbecher in Loket? Der Titel wirft zunächst Fragen auf, die sich dem Besucher jedoch bald beantworten. Jaroslav Dolinas umfangreiche und ansprechende Sammlung weist auf die enge Verbindung zwischen den beiden Städten hin. In Loket wurde nicht nur Karlsbad gegründet, hier erfand auch der Arzt Václav Payer 1522 die weltberühmte Karlsbader Trinkkur. 

Veranstaltungen

Loket steckt das ganze Jahr über voller Kunst und Kultur. Der Jahrmarkt im Sommer ist da keine Ausnahme. Hier präsentieren sich u.a. Kunsthandwerker aus Nah und Fern. In der Regel am zweiten Wochenende im August.

Der Burghof dient als stimmungsvoller Ort für Veranstaltungen: ein Ritterfest am zweiten Augustwochenende, ein Burg-Weinlesefest am ersten Oktoberwochenende, ein Advents- und Weihnachtsmarkt.