Weltbad und Weltbühne. Die üppig verzierte Marktkolonnade entstand in den Jahren 1882-1883. Der Schweizer Stil diente als Vorbild für die Kolonnade in Bad Berneck. Im Hintergrund: der mittelalterliche Schlossturm, erbaut für Kaiser Karl IV. Foto: Manfred Jahreiß

Karlovy Vary / Karlsbad Das Weltbad

Seit Jahrhunderten pilgern Gäste in den berühmtesten Kurort Böhmens. Einer Sage zufolge hat einst ein Hirsch Kaiser Karl IV. bei einer Jagd zu der Quelle geführt. In einer der heißen Quellen konnte Karl sein Beinleiden lindern. Die Sage wird mal mit, mal ohne Jagdszene erzählt. Zweifelsfrei belegt ist jedoch, dass die Quellen am Zusammenfluss von Eger und Tepl zu Karls Zeit, im 14. Jahrhundert, bereits bekannt waren (der tschechische Name des Flusses Tepl „Teplá“ bedeutet im -Übrigen „warm“). Mit Kurbädern hatte Karl zudem schon in Italien Bekanntschaft gemacht. Die wohltuende Wirkung des warmen Wassers wollte er auch hier, unweit seines Wohnsitzes in Loket, genießen. Er erhob den bestehenden Ort Vary (Warmbad) somit zur Königsstadt. 

Als Treffpunkt des europäischen Geld- und Geistesadels war Karlsbad Jahrhunderte lang eine kleine Weltbühne, die auch politisch für „Machtspiele“ gut war (s. Karlsbader Beschlüsse). Internationales Flair verbreitet die Stadt heute noch. Dabei hat sie sich optisch und geistig verjüngt. Architektonisch ist das Kurzentrum vor allem ein Kind des 19. Jahrhunderts, viele Wiener Architekten haben daran mitgewirkt. Die prächtigen Kurhäuser reihen sich im Zentrum wie an einer Perlenkette, während am Stadtrand zeitgemäße Zweckbauten und hochherrschaftliche Villen das Bild bestimmen. Seit der Samtenen Revolution von 1989 hat Karlovy Vary dank zahlreicher Renovierungsarbeiten zu neuem Glanz gefunden. Die Stadt präsentiert sich bunter und vielseitiger denn je. Für einen Ruhepol zum Treiben in den Straßen sorgt der Kaiserwald, dessen Ausläufer gleichsam mit der Stadt verschmelzen. Eine Kulisse, wie sie kein Filmschaffender besser erfinden könnte.

Spezial-Tipp: Unterwelt der Sprudelkolonnade

Zählt die Sprudelkolonnade zu den touristischen „Hot Spots“, ist ihre Unterwelt weit weniger bekannt, deswegen aber nicht weniger sehenswert! Der Weg führt vorbei an kunstvoll konstruierten Wasserleitungen, die insgesamt 14 Kurbetriebe versorgen, bis zum alten Quellgebiet. Bei einem geführten Rundgang erläutert ein Experte die Geschichte und den Nutzen der Mineralquellen.

Kultur

Das Sinfonieorchester Karlsbad wurde 1835 von Josef Labický als Klangkörper für die Kursaison gegründet. 40 Jahre später wandelte es sein Sohn in ein ständiges Sinfonieorchester um. Er leitete 1894 auch die europäische Premiere von Dvořáks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ im Posthof. Nach wie vor treten namhafte Dirigenten und Solisten auf, so z.B. beim „Karlsbader Herbst“ im September.

Das Stadttheater Karlovy Vary, ein grandioser Neobarockbau, lädt zu hochkarätigen Aufführungen ein, darunter viele Konzerte. 

Das Museum Karlovy Vary präsentiert Zeugnisse der Regionalgeschichte: das Kurwesen, Glas- und Porzellanproduktion, Münzwesen in Joachimsthal (Jáchymov), regionale Volkskunde, Zinngießerei.

Zeitgenössische Kunst kommt in der Kunstgalerie Karlovy Vary zu Ehren. Das Haus hat seit 1953 viele bedeutende Werke angesammelt.

Die russisch-orthodoxe Kirche St. Peter und Paul und die katholische Kirche St. Maria Magdalena (Architekt: Kilian Ignaz Dientzenhofer) lohnen einen Besuch.

Ein besonderes Erlebnis ist die Fahrt mit der Seilbahn zum Aussichtsturm Diana, allein wegen der Aussicht. Auf dem Plateau befinden sich zudem ein Restaurant und ein Tropenhaus mit über 300 lebenden Schmetterlingen.

Veranstaltungen

Die Porzellantage stellen Porzellan aus der Karls-bader Region im Grandhotel Pupp vor. Erstes Wochenende im Mai, zeitgleich zur Eröffnung der Kursaison. 

Internationales Filmfestival: das größte Filmfestival der Republik und eine der prestigeträchtigsten Filmveranstaltungen Europas, mit Beteiligung prominenter Darsteller sowie Gästen und Filmen aus aller Welt. 
Die Filme laufen mit englischen Untertiteln. Begleitet wird das Festival von Musikkonzerten, klassisch und poppig, Theater, Vorträgen, Ausstellungen, Tanzpartys, Pferderennen … Start: letztes Juniwochenende. 

Das Festival des Lichts setzt die Architektur der Kurstadt zwei Tage lang effektvoll in Szene. Zweites Wochenende im September.

Bei den Jazztagen sind namhafte Bands aus dem In- und Ausland zu Gast. Ende September bis Ende Oktober

Dokumentar- und Reisefilme stehen im Mittelpunkt des Tourfilm-Festivals, dem weltweit ältesten Festival für Tourismusfilme. Erstes Oktoberwochenende.

Grenzübergreifend

In Karlovy Vary hat die tschechische Arbeitsgemeinschaft der EUREGIO EGRENSIS ihren Sitz. Die Europaregion EUREGIO EGRENSIS wurde 1993 gegründet und  fördert grenzüberschreitend die tschechisch-deutsche Zusammenarbeit durch ihre drei Arbeitsgemeinschaften Böhmen, Bayern und Sachsen.