Blumenpracht beim Brunnenfest. Foto: Florian Miedl

Wunsiedel Festspielstadt mit steinreicher Geschichte

Wunsiedels Entstehung datiert auf das 12. Jahrhundert. Der Ortsname leitet sich vermutlich von „wunne“ (Waldwiesenland) und „sedel“ (Edelsitz) ab. Zum Kern der Siedlung gehörten anfangs eine Schmiede, eine Schenke und eine Burg. Burggraf Friedrich IV. verlieh dem Ort schon 1326 das Egerer Stadtrecht, um hier ein Zentrum des aufblühenden Bergbaus im Fichtelgebirge zu schaffen. Vom Schmiedehandwerk ausgehend entwickelten die Wunsiedler das Gewerbe des Blechverzinnens, ein spätmittelalterliches „High-Tech-Verfahren“, das weltweit Maßstäbe setzte. Trotz mancher Krisen konnten sich die Blechverzinner gut 200 Jahre lang als einflussreiche Handwerker in der Region halten. Der Dreißigjährige Krieg versetzte der Handels- und Bergstadt jedoch einen schweren Schlag, von der sie sich lange nicht erholte. 

Erst mit dem Erstarken des Bürgertums kam ein nachhaltiger Aufschwung des Wirtschaftslebens in Gang. 1790 wurde durch die „Gesellschaft zur Aufklärung vaterländischer Geschichte, Sitte und Rechte“ auch das Felsenmeer an der „Lugsburg“ als Landschaftsgarten erschlossen, was als Beginn des bis heute andauernden Tourismus gewertet werden kann. Einen besonderen Gast konnte man 1805 willkommen heißen, als die preußische Königin Luise der Region einen Besuch abstattete und sich derart beeindruckt von der bürgerlichen Landschaftsarchitektur zeigte, dass man das Areal nach ihr in „Luisenburg“ umbenannte. 

Spezial-Tipp 1: Die Luisenburg-Festspiele – traditionsmächtig und modern

Die schönste Bühne Bayerns? Für viele ist das die Luisenburg. Ganz sicher ist es die spektakulärste. Bereits 1692 wurde von Spielen zwischen den Granitfelsen und Fichten berichtet. Das macht die Spielstätte zur ältesten Naturbühne Deutschlands. Theaterbegeisterte Wunsiedler bauten den Platz 1890 zur dauerhaften Bühne aus. Zeitungen ganz Europas machten auf die unvergleichliche Atmosphäre aufmerksam. Die jährlichen Luisenburg-Festspiele wuchsen somit schnell zu einem Höhepunkt im Kulturleben Nordbayerns heran. Inzwischen kommen Sommer für Sommer bis zu 140.000 Besucher zu den Darbietungen. Die Festspiele sind breit aufgestellt: Zum Angebot gehören Kinder- und Familienstücke, internationale Musicals, dramatisches Volkstheater, Schauspiel-Klassiker, Operette, Oper und Konzerte. 

Spezial-Tipp 2: Bayerns größtes Regionalmuseum

Der durch Blechverzinnung reich gewordene Unternehmer Sigmund Wann, ansässig in Wunsiedel und Eger (Cheb), stiftete bereits zu Lebzeiten einen Teil seines Vermögens für ein Spital und Bruderhaus in Wunsiedel. Die Wann‘sche  Stiftung existiert noch heute, und die ehemaligen Spitalgebäude, die zwischen 1453 und 1466 in der Innenstadt errichtet wurden, beherbergen seit 1964 das Fichtelgebirgsmuseum. Es ist mit 3100 Quadratmetern Ausstellungsfläche das größte Regionalmuseum Bayerns. Zu sehen sind die Natur- und Kulturgeschichte der Region. Der Innenhof fungiert alljährlich als externer Spielort der Luisenburg-Festspiele. 

Kunst und Kultur

„Stadt mit der marmelsteinen Mauer“ – Diesen Beinamen hatte Wunsiedel im Mittelalter. Denn hier gab es so bedeutende Vorkommen echten Marmors, das einst sogar die Stadtmauer daraus errichtet wurde. Die Geo-Tour „Wunsiedler Marmor, ein Projekt des Landkreises Wunsiedel und des GEOPARKS Bayern-Böhmen, informiert mit Schautafeln an 14 Standorten über jeweils einen Aspekt dieses facettenreichen Gesteins. 

Wer sich tiefergehend für das Thema Steine interessiert, dem sei ein Besuch des Steinzentrums Wunsiedel empfohlen. Hier befinden sich das Europäische Fortbildungszentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk und das Deutsche Natursteinarchiv sowie ein sehenswerter Skulpturengarten.

Die Fichtelgebirgshalle bietet das ganze Jahr über ein abwechslungsreiches Programm, von Kleinkunst bis zu großen Festen, für so gut wie alle Geschmäcker.

Veranstaltungen

Das Wunsiedler Brunnenfest ist eine alljährliche Attraktion. Es wurde erstmals 1833 erwähnt und beruht auf einer Legende, nach der die Wunsiedler einst die ausgetrockneten Brunnen der Stadt mit Arnikakränzen und Blumen schmückten. Daraufhin begannen diese wieder zu sprudeln. Für das Schmücken sind heute 35 Brunnengemeinschaften zuständig. Die UNESCO hat das Fest in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Immer am Wochenende vor Johanni (24. Juni).

Grenzübergreifend

Am 24. Juni feiert Wunsiedel zusätzlich zum Brunnenfest (s.o.) auch den Tag der Partnerstädte, hier ist u.a. die tschechische Partnerstadt Ostrov vertreten.