Von der Muse geküsst. Goethe-Denkmal vor dem Stadtmuseum. Foto: Manfred Jahreiß

Mariánské Lázně / Marienbad Das Stadt-Park-Natur-Gesamtkunstwerk

Es braucht Phantasie, sich den heutigen Kurort Mariánské Lázně, deutsch Marienbad, als von dichtem Wald umgebenes Sumpfgebiet vorzustellen. So sah es hier allerdings aus, als in der Nähe das mittelalterliche Stift Tepl (Teplá) gegründet wurde. Die Stiftherren wussten bereits von der Existenz gesundheitsförderlicher Heilquellen. 

Ein stärkeres Interesse riefen die Heilquellen jedoch erst Anfang des 19. Jahrhunderts hervor. Mit einer viel beachteten Untersuchung trug der Klosterarzt Johann Josef Nehr zum Bau des ersten festen Badehauses im Gebiet der Marienquelle bei. Nach dieser Quelle erhielt der Badeort 1818 seinen Namen. Der Abt des Stiftes, Karl Prokop Reitenberger, setzte Anteile des Klostervermögens für den Aufbau des Kurortes ein und beauftragte den Gartenbauer Václav Skalník damit, die Sümpfe trockenzulegen und Parkanlagen zu gestalten. Eine glückliche Entscheidung: Skalník gelang es meisterhaft, die Straßen, Parks und Plätze so anzuordnen, dass sie mit den Landschaftsszenerien des Kaiserwaldes ein Gesamtkunstwerk bildeten. Trotz der rapiden Zunahme an Kurhäusern gegen Ende des 19. Jahrhunderts blieb die harmonische Komposition weitgehend intakt. 

Mariánské Lázně ist nach Karlovy Vary der zweitgrößte Kurort der Tschechischen Republik, wirkt aber ungleich kompakter. Selbst ein Skihang wurde stimmig in Stadtnähe integriert. Die vielleicht schönsten Eindrücke eröffnet der König Edward-Wanderweg, der auf einem Höhenzug um die halbe Stadt verläuft und auch an abseits gelegenen Sehenswürdigkeiten vorbei führt (z.B. Aussichtsturm Hamelika, Park Boheminium). 

Spezial-Tipp: Auf Goethes Spuren

Glücklich war Johann Wolfgang von Goethe sicher nicht, als er 1823 aus Marienbad nach Weimar zurückkehrte – was jedoch nicht an dem Kurort gelegen haben mag, sondern an der unerwiderten Liebe zu Ulrike von Levetzow. Wie hinreichend bekannt, verarbeitete Goethe seine Enttäuschung äußerst produktiv und verfasste die anrührende Marienbader Elegie. Die Stadt hat ihrem größten Prominenten, der Marienbads Ruf als Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen begründete, eine Ausstellung im Stadtmuseum gewidmet. Vor dem Haus beginnt zudem der Goethe-Weg.Auf 1,5 Kilometern gelangt man auf leicht begehbaren Pfaden in den geologischen Park, in dem auch Goethe mit Ulrike von Levetzow flanierte. Der Weg endet bei der Waldquelle. Dort erinnert ein Denkmal an den Dichterfürsten und dessen letzte große Liebe.

Kultur

Der polnisch-französische Komponist Frédéric Chopin verbrachte den Sommer 1836 in Marienbad. Die Pension, in der er nächtigte, blieb weitgehend unverändert erhalten und ist heute das Chopin Haus. Das Andenken an den Künstler tragen zudem das alljährliche Chopin Festival und der internationale Chopin-Klavierwettbewerb weiter.  

Das traditionsreiche Westböhmische Symphonieorchester ist seit seiner Gründung im Jahr 1821 fest mit dem Kurort verbunden. Konzerte im Gesellschaftshaus Casino (immer freitags), während der Kursaison auch in der Kolonnade.

Im Stadttheater gastieren Ensembles und profilierte Schauspieler, Musiker und Opernsänger aus dem In- und Ausland.

Der Park Boheminium zeigt in einem schönen Landschaftsgarten rund 50 Modelle bedeutender Baudenkmäler und technischer Sehenswürdigkeiten der Tschechischen Republik (Maßstab 1:25). Der oberhalb der Stadt gelegene Park lässt sich bequem mit der Seilbahn des Skiareals erreichen.

Für einen halbtägigen Ausflug empfiehlt sich das etwa 15 Kilometer entfernte Stift Tepl (Teplá). Es wurde 1193 vom seligen böhmischen Adeligen Hroznata gegründet und an der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts im Stil des Spätbarocks umgebaut. Die Besucher können hier die prächtige Bibliothek, Sammlungsgegenstände, den neu renovierten Südflügel,  die sog. Hroznata-Akademie, und die Klosterkirche bewundern. 

Veranstaltungen

Eröffnung der Kursaison: am zweiten Wochenende im Mai.

Jazzkonzerte in der Kurkolonnade finden jedes Jahr Ende Juni statt.

Das Marienbad Film Festival ist nicht nur für Filmexperten, sondern auch für die breite Öffentlichkeit geeignet. Für das Verständnis der Filme und Ausstellungen reichen englische Sprachkenntnisse in der Regel aus. Immer am Ende der tschechischen Sommerschulferien (Ende August/Anfang September).