Zámek Kynžvart (Schloss Königswart) ist von außen wie im Inneren spektakulär. Foto: Manfred Jahreiß

Kynžvart / Königswart Schatzkammer des Kaiserwaldes

In einer Seehöhe von 730 m liegt auf der sonnigen Südwestseite des Kaiserwaldes (Slavkovský les), der kleine Kurort Lázně Kynžvart, ehemals Bad Königswart. Dank seines Klimas ist er zum führenden tschechischen Heilzentrum für Atemwegserkrankungen bei Kindern geworden. Eine erste schriftliche Erwähnung des Ortes datiert bereits aus dem Jahr 972. Von der Grenzburg, die König Přemysl Ottokar II. im 13. Jh. bauen ließ, ist heute noch eine Ruine erhalten. 1547 kam die Domäne Königswart an die Herren von Zedwitz und zu Liebenstein. Diese errichteten einige Kilometer unterhalb des Ortes im Wald eine Renaissancefestung. 

Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges fiel das Königswarter Herrschaftsgebiet 1623 an das Koblenzer Fürstenhaus Metternich. Der österreichische Staatskanzler Klemens Wenzel Fürst von Metternich-Winneburg machte Königswart zu seiner Sommerresidenz und wertete es zu einem Treffpunkt der damaligen „High Society“ auf. Er veranlasste den Umbau zum heutigen Schloss im Empirestil. 1945 wurde Schloss Königswart verstaatlicht. Heute wird es von der tschechischen Nationalen Denkmalschutzbehörde verwaltet.

Spezial-Tipp: Kabinett der Kuriositäten

Metternich war ein leidenschaftlicher Sammler. Bereits 1828 richtete er ein Schlossmuseum ein, das Kabinett der Kuriositäten. Beim Aufbau beriet den Hausherrn der letzte Egerer Scharfrichter Karl Huss, ein Hobbyhistoriker, der auch mit Goethe bekannt war und seine eigene Naturalien-, Kuriositäten- und Münzsammlung einbrachte. Ergänzt um Neuerwerbungen der Metternichs zählt die 11.000 Exemplare umfassende numismatische Sammlung zu den bedeutendsten in Tschechien. Neben archäologischen Funden aus aller Welt, darunter zwei ägyptische Mumien, finden sich im Kuriositätenkabinett interessante persönliche Gegenstände historischer Berühmtheiten, wie das Gebetbuch von Marie Antoinette, ein türkisches Amulett von Lord Byron oder der Spazierstock des französischen Ministers Talleyrand.

Kultur

Die Generalüberholung des Schlosses begann 1976 und dauert bis zum Jahr 2000. Aus den Wirtschaftsgebäuden wurden Restaurants und ein kleines Hotel, später kam ein Golfplatz dazu. Rundgänge durch das Schloss führen in zwei Dutzend repräsentative Räume und bieten Einblick in die Kunstsammlung der Metternichs. Zusätzlich zu Gemälden, einer Kollektion von Marmorplastiken und dekorativen Empirevasen umfasst sie auch vier spätgotische Altartafelbilder von Bernard Strigel.

In der wertvollen Schlossbibliothek befinden sich über 160 alte Handschriften, darunter ein einzigartiges Fragment der Fünf Bücher Mose aus dem 8. / 9. Jh. und fast 230 Wiegendrucke (mit beweglichen Lettern gedruckte Werke) aus der Zeit vor 1500. Auch der Nachlass von Alexandre Dumas wird hier verwahrt. Vor einigen Jahren wurde der Bibliotheksbestand weitgehend digitalisiert und ins Internet gestellt. Seither erhält das Schloss Anfragen von Forschern aus aller Welt.

Von besonderer Bedeutung ist der Hochaltar in der Schlosskapelle des Hl. Antonius von Padua, der aus Marmorresten einer der ältesten Basiliken Roms (San Paolo fuori le mura) gestaltet wurde und ein Geschenk Papst Gregors XVI. an Fürst Klemens von Metternich war.  

Ein ausgedehntes Teichsystem, der majestätische Baumbestand und zahlreiche Kleinode der Schlossparks laden zu Spaziergängen ein. 1863 wurde im Park erstmals der Kaukasische Riesenbärenklau gesichtet. Diverse Mythen besagen, dass die inzwischen über die Landesgrenze ausgewilderte Pflanze mit einem Geschenk Zar Alexanders I. an den österreichischen Kanzler eingeschleppt wurde. Gewissheit besteht darüber bis heute nicht. Aber Achtung: Für Mensch und Tier birgt die Pflanze eine Gefahr, bei Berührung löst sie Verbrennungen aus.

Ausflugsziele in der Umgebung

Kladské rašeliny, das Glatzener Torfmoor oberhalb von Bad Königswart, diente einst als fürstliches Jagdrevier. Heute ist das unter Naturschutz stehende Ensemble von Gebirgsregenwassermooren in einer Meereshöhe von 800 bis 930 m ein beliebtes Ausflugsziel. Ein Lehrpfad stellt die seltenen Tier- und Pflanzenarten des Moors vor, darunter Auerhuhn und Schwarzstorch, Gewöhnliche Moosbeere und Rundblättriger Sonnentau, Bergkiefer und Moorbirke.

Ein technisches Kulturdenkmal stellt der historische Floßgraben dar, der vom Glatzer See auf einer Gesamtlänge von 24,2 km quer durch den Kaiserwald verläuft. Einst wurde mit diesem künstlichen Wasserbauwerk das Wasser und Grubenholz herbeigeschafft, das für die Zinnerzförderung in der Umgebung von Schlaggenwald (Horní Slavkov) benötigt wurde.