Selb Porzellan trifft Design
Obwohl sich bereits im 12. Jahrhundert erste Siedler – nicht zuletzt auch das namensgebende Adelsgeschlecht „de Selewen“ – hier niederließen, stand Selb nach dem verheerenden Stadtbrand von 1856 vor einem kompletten Neuanfang. Die in Heimweberei tätigen Bürger hatten ihre Wohnungen und ihren Arbeitsplatz verloren. Bereits 1857, also nur ein Jahr nach dem Brand, eröffnete Lorenz Hutschenreuther auf der Ludwigsmühle jedoch die erste Fabrik für die Serienfertigung von Porzellan – eine Pionierleistung und der Beginn eines anhaltenden Aufschwungs. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Selb zur „Weltstadt des Porzellans“.
Der Strukturwandel hat die gesamte Branche bis in die jüngste Vergangenheit zwar mehrfach hart getroffen. Dennoch repräsentiert Selb hier weiterhin Spitzenleistungen, sei es durch das Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan, die Rosenthal GmbH oder durch die Fachschule für Produktdesign, die hochqualifizierte Spezialisten für Design und Form ausbildet – auch, aber nicht nur für den Werkstoff Porzellan.
Spezial-Tipp: Industrie-Architektur
Das aus 55.000 Fliesen bestehende Porzellangässchen, der Porzellanbrunnen in der Fußgängerzone und die weltgrößte Porzellankanne gehören zu den meistfotografierten Motiven Selbs. Die Stadt hat aber auch mit avantgardistischer Architektur Ausrufezeichen gesetzt. Dazu gehören die Fassaden der Firma Rosenthal, gestaltet von Marcello Morandini, Friedensreich Hundertwasser und Otto Piene (Philip-Rosenthal-Platz 1), sowie das Produktionsgebäude Rothbühl (Geheimrat-Rosenthal-Straße), das Walter Gropius entworfen hat. Der Bauhaus-Gründer Gropius hegte in den 1960er Jahren übrigens den Plan, die Stadt Selb abreißen und nochmal neu bauen zu lassen. Das kühne Vorhaben wurde – Gott sei Dank oder leider – nie realisiert.
Architektonisch interessant, wenngleich weniger avantgardistisch sind auch die Outlet-Center sowie das Porzellanikon – Musterbeispiele für eine gelungene Umnutzung ehemaliger Industriegebäude. Mit den Outlet-Centern empfiehlt sich Selb zugleich als attraktive Einkaufsstadt. Viele Besucher aus Nah und Fern zieht es extra wegen der besonderen Angebote hierher.
Kunst und Kultur
Kultureller Mittelpunkt ist das Rosenthal-Theater der Stadt Selb.
Zeitgenössische Kunst präsentiert der Kunstverein Hochfranken Selb, auch grenzübergreifend
Geheimtipp: der Lokschuppen Selb. Historische Fahrzeuge und Exponate rund um das Thema Eisenbahn.
Veranstaltungen
Wiesenfest: Traditionsreiches Volksfest auf einem der schönsten Festplätze weit und breit. Zweites Wochenende im Juli (Stichtag zweiter Sonntag), am Goldberg.
DerPorzellanflohmarkt: die Attraktion beim Fest der Porzelliner in Selb. Mit über 300 Anbietern der größte Flohmarkt dieser Art in Europa. Zu kaufen gibt es ausschließlich gebrauchtes Porzellan. Am ersten Augustwochenende in der Innenstadt.
Festival Mediaval: Europas größtes Mittelalter-Festival. Rockige und folkige Musik mit sattem Rahmenprogramm, u.a. Handwerkermarkt und Kleinkunst. Am letzten Ferienwochenende der bayerischen Sommerferien, am Goldberg.
Grenzübergreifend
Partnerstadt von Selb ist das ostböhmische Pardubice.
Selb und Asch bilden seit 2017 ein gemeinsames Oberzentrum, die Europastadt Selb-Asch – ein Novum in Oberfranken. Die Bürger der Nachbarstadt Asch können somit kommunale Einrichtungen wie etwa das Krankenhaus, aber auch Angebote von Vereinen mitnutzen.
Das Kunstprojekt „Wir 2 Selb + Asch“ verbindet die beiden Städte Selb und Asch mit sechs Skulpturen und vier Fassaden. Es bildete den Auftakt für das Zusammenwachsen von Selb und Asch unter dem Dach der Europastadt.
Die Kontakte zwischen beiden Ländern nachhaltig zu vertiefen ist das Anliegen der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen Selb/Aš 2023. Bereits ab 2018 veranstaltet der Projektträger, eine gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Selb, jährlich ein Freundschaftsfest. Die Freundschaftswochen sind mit Bauprojekten verbunden und werden 2023 mit einem umfangreichen Programm gefeiert.